„Kultur ist Soziokultur – oder nicht?“ Hermann Glaser

Das war das 4. KULTURBrot zum Thema "Soziokultur - ein alter Schlappen?"

  • von  Diana Liberova
    29.01.2019
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„Soziokultur – ein alter Schlappen?“, so wurde das vierte Kulturbrot der SPD-Stadtratsfraktion getauft. Provokativ und nach vorne blickend, das war das Ziel der Veranstaltung, zu der über 50 Gäste aus den unterschiedlichen Bereichen des kulturellen Lebens der Stadt zusammenkamen.

In einer lockeren Runde stellten sie ihre Thesen vor: Corinne Eichner vom „Zusammenschluss soziokultureller Zentren“ in Hamburg und Dr. Uli Glaser, ein alter Mitstreiter in Fragen der Soziokultur in Nürnberg. Während Eichner die soziokulturelle Situation in Hamburg beschrieb und einen Blick von außen auf die Nürnberger Kulturszene wagte, übte Uli Glaser eine „Kritik von innen“.

Eichner warf die Frage auf, inwieweit die doch sehr strukturierten Nürnberger Kulturläden in städtischer Regie überhaupt noch flexibel wären und warb stark für die Kooperation aller Kulturformen in der Stadt. Aus ihrer Sicht liegt die aktuelle Herausforderung in der Zusammenarbeit von Hochkultur und Soziokultur, mit dem Ziel, bestehende Trennungen zu überwinden. Glaser dagegen sieht den Bedarf an Veränderung weniger bei den sehr gut ausgelasteten Kulturzentren als vielmehr bei den hoch dotierten Institutionen und Einrichtungen der Hochkultur. Vor allem die großen „Kultur-Tanker“ stünden in der Pflicht, zu Einrichtungen für die gesamte Stadtgesellschaft zu werden. Für Glaser ist Soziokultur kein Einrichtungstyp, sondern ein Programm, woran sich auch alle Kultureinrichtungen der Stadt orientierten.

Auch der Begriff der Soziokultur wurde hinterfragt und der Versuch unternommen, ihn mit dem Begriff der Subkultur zu ersetzen. Doch vor allem war sich das Podium einig, dass die Aufgabe der Soziokultur im Bridging – der Verbindung der eher weit auseinanderstehenden Gruppen – zu sehen ist.

Ein freier „Gast-Stuhl“ bei den Referenten, auf dem Teilnehmer aus dem Publikum Platz nehmen und mitdiskutieren konnten, sorgte für eine angeregt geführte offene Diskussion. So kamen auch Themen zur Sprache wie etwa Freiräume für eine neue Kunst und Kultur sowie die neuen „Bindestrich-Kulturen“. Zudem war man sich einig, dass durch die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 die Strukturen und Definitionen neu ausgelotet und an die aktuellen Bedürfnisse der Nürnbergerinnen und Nürnberger angepasst werden können, ganz nach dem Motto „Kultur von Allen für Alle“.