Internationaler Frauentag 2019:

Vom Frauenwahlrecht zur Parität

„Als am 19. Januar 1919 Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht erhielten, war dies einer der Meilensteine der Gleichberechtigung. Damals betrug der Frauenanteil in der Nationalversammlung knapp 9 %, bei den letzten Wahlen 2017 ist der Frauenanteil im Bundestag auf unter 31 %, im bayerischen Landtag sogar auf 26,8 % und damit auf das Niveau von 1998 gesunken, weil insbesondere für die konservativen Parteien kaum Frauen in die Parlamente gewählt wurden. Ein derart geringer Frauenanteil in den Parlamenten erschwert eine fortschrittliche Gleichstellungspolitik, vor allem aber spiegelt er in keinster Weise den Frauenanteil in der Bevölkerung wieder“, ärgert sich die frauenpolitische Sprecherin der SPD Stadtratsfraktion Gabriele Penzkofer-Röhrl, die auf die fast paritätische Besetzung im Nürnberger Stadtrat hinweist: „Hier sind wir beispielgebend. Damit Frauen und Männer überall gleichberechtigt in den Parlamenten vertreten sind, muss noch viel getan werden. Unsere paritätische Besetzung der Wahllisten (Frauen und Männer im Wechsel) hat sich bewährt“, so die Sozialdemokratin, „wir müssen aber intensiv über gesetzlich verankerte Regelungen wie ein Paritätsgesetz nachdenken. Hier bin ich sehr auf die ersten Ergebnisse aus Brandenburg gespannt – in Frankreich hat dies durchaus Erfolge gezeigt. Wir Frauen müssen aber auch weiterhin selbst aktiv und konsequent unsere Rechte einfordern und dürfen uns nicht entmutigen lassen.“

Für Penzkofer-Röhrl gibt es aber noch eine ganze Reihe weiterer frauenpolitischer Baustellen – so zum Beispiel bei dem noch immer zu geringen Anteil der Frauen an Führungspositionen in Politik und Wirtschaft. Oder: Trotz der Tatsache, dass zwar mit 72 % immer mehr Frauen ihren überwiegenden Lebensunterhalt durch eigene Erwerbstätigkeit verdienen, arbeiten sie nach wie vor auf einem deutlich niedrigeren Lohnniveau, insbesondere in nicht tarifgebundenen Bereichen. „Das Entgelttransparenzgesetz ist hier ein wichtiger Schritt für mehr Lohngerechtigkeit, muss aber weiter forciert und konsequenter umgesetzt werden“, so die Frauenpolitikerin, die es ausdrücklich begrüßt, dass das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit endlich gesetzlich verankert ist: „Nun muss dies auch im gelebten Alltag und vor allem im Handeln der Verantwortlichen ankommen.“

Konsequenteren Umsetzungsbedarf der in der Vergangenheit durchgesetzten wichtigen Regelungen sieht sie auch bei den Themen sexuelle Selbstbestimmung und Gewaltschutz: „Hier müssen wir weiterhin den Finger in die Wunden mangelnder Umsetzung legen.“

Es bleibt also noch viel zu tun, die überkommenen Rollenmuster, die Frauen allzu oft ihre wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte verweigern, sind noch lange nicht abgebaut – in Deutschland und weltweit. „Für diese Rechte setzen wir uns ein, hier bei uns und gemeinsam mit den Frauen unserer Partnerstädte – der diesjährige Austausch mit den Kolleginnen aus Antalya und Nablus ist der Beginn einer tragfähigen Frauensolidarität“, davon ist Gabriele Penzkofer-Röhrl überzeugt.

Sie hat noch kleine Anregung an all diejenigen, die zum Frauentag Blumen verschenken wollen.
„Achten Sie bitte darauf, dass diese Blumen nicht aus Anbaugebieten stammen, in denen Frauen zu Hungerlöhnen und gesundheitsschädigenden Bedingungen arbeiten müssen, sondern kaufen Sie bitte fair gehandelte Blumen!“